Wohnumfeld Beratung



WOHNUMFELD BERATUNG


SICHERHEIT IN DEN EIGENEN VIER WÄNDEN

Autorinnen und Autoren: Christian Sujata und Nicole Giese


 

So lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen. Das bedeutet für viele ein großes Stück Lebensqualität. Was aber, wenn das Gehen schwerfällt? Man nicht mehr in die Badewanne einsteigen kann? Oder nicht aus dem Bett kommt? Trotz gesundheitlicher Einschränkungen im vertrauten Umfeld zu bleiben, ist auch für ältere, erkrankte oder behinderte Menschen umsetzbar. Damit es funktioniert, müssen die Wohnräume entsprechend ausgestattet werden. Welche Hilfsmittel und Produkte dabei nötig und hilfreich sind, kann eine Wohnumfeldberatung durch ein Sanitätshaus mit dem Lächeln ermitteln.


Im Zentrum der Wohnumfeldberatung steht, die Sicherheit, Selbstständigkeit, Flexibilität und Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu erhalten. Eine Medizinproduktberaterin oder ein Medizinprodukteberater aus dem Sanitätshaus mit dem Lächeln kommt vorbei und erfasst die aktuelle Wohnsituation. Vor Ort wird erfasst, welche Hilfsmittel und Produkte zur Vereinfachung des Alltags notwendig sind. Es wird auch berücksichtigt, ob und inwieweit eine Pflege im häuslichen Bereich optimiert werden kann.


Häufig lassen sich schon mit geringem Aufwand Gefahrenquellen minimieren, um beispielsweise Stürze zu vermeiden. Die Expertinnen und Experten aus dem Sanitätshaus mit dem Lächeln achten bei ihrem Rundgang durch die Wohnung besonders auf Stolperfallen, wie Schwellenübergänge an Innentüren oder am Balkon. Außerdem wird geprüft, ob es möglich ist, Haltegriffe im Bad anzubringen oder durch eine Toilettensitzerhöhung mit Haltegriffen mehr Sicherheit zu schaffen.


Zu guter Letzt fasst die Wohnumfeldberaterin oder der Wohnumfeldberater alle gesammelten Informationen zusammen und erstellt eine Liste mit benötigten Hilfsmitteln. Falls größere Umbaumaßnahmen vonnöten sind, wie beispielsweise der Einbau einer barrierefreien Dusche oder einer Rampe am Hauseingang für den Rollstuhl, übernehmen darauf spezialisierte Vertragspartner den Umbau.


Was bei einer Wohnumfeldberatung im Fokus steht, welche Stolperfallen oft übersehen werden und wie es mit den Kosten aussieht, erläutert Herr Nicola Deiana aus unserer Abteilung Rehatechnik im Interview. SAM-Autorin Nicole Giese hat mit ihm gesprochen.


SAM: Herr Deiana, für wen ist eine Wohnumfeldberatung geeignet?


Deiana: Eine Wohnumfeldberatung ist dann sinnvoll, wenn die Kundin oder der Kunde körperliche Einschränkungen hat. Das sind bei uns in den meisten Fällen erste Beschwerden oder Alarmzeichen, die mit dem Alter einhergehen. Wenn die Kundin oder der Kunde zum Beispiel nicht mehr sicher ins Bad oder auf die Toilette kommt – gerade nachts ein Thema. Wir wollen die Sicherheit, Selbstständigkeit, Flexibilität und Lebensqualität der Kundinnen und Kunden erhalten. Die Wohnumfeldberatung nimmt dabei nicht nur das eigene Zuhause in den Blick, sondern weitet den Blick. Es geht auch um alltägliche Dinge, wie das Einkaufen. Merke ich nach ein paar Metern, dass ich unsicher werde? Brauche ich eine Gehhilfe? Das sind Anzeichen, dass eine Unterstützung durch Hilfsmittel nützlich sein kann.


SAM: Weshalb brauche ich dafür eine Wohnumfeldberatung?


Deiana: Viele Menschen wissen gar nicht, dass es Hilfsmittel für verschiedene Alltagssituationen gibt. Sie arrangieren sich, bis wir anbieten: Hey, wir haben da eine Lösung. Man kann und darf sich das Leben einfach(er) machen. Wir schauen uns den Ist-Zustand an und versetzen uns in die Kunden hinein. Als Fachhändler haben wir ein Gesamtbild davon, mit welchen Hilfsmitteln man wie unterstützen kann. Wir gehen von Raum zu Raum und nehmen alles unter die Lupe. Wie komme ich in die Wohnung oder das Haus, wo liegt der Supermarkt des Vertrauens? Auch das sind Punkte, die wir abdecken.


SAM: Was sind Knackpunkte in meinem Zuhause, die ich mit einem Hilfsmittel umgehen kann?


Deiana: Den Weg zum Bad kann ich zum Beispiel am besten mit einem Indoor-Rollator bewältigen – der ist schmal, der ist wendig, den kann ich im Wohnraum optimal nutzen. Im Bad hilft mir ein Duschstuhl in Kombination mit einem Haltegriff an der Wand, den Transfer selbständig zu bewältigen. Wenn eine Badewanne vorhanden ist, ist ein Badewannensitz in Kombination mit einem Haltegriff der Klassiker. Oft kennen die Leute Hilfsmittel, wie einen speziellen Toilettensitz aus dem Krankenhaus, wissen aber nicht, dass es das auch für den privaten Bereich gibt.


Im Wohnraum fallen mir als erstes die Türschwellen ein. Viele sind erstaunt, dass ich da etwas verändern kann. Gerade bei Altbauwohnungen in der Stadt mit Türschwellen von zwei bis fünf Zentimetern ist ein Türschwellenausgleich sinnvoll. Mit geringem Aufwand kann ich diese Gefahrenquelle minimieren – und so Stürze verhindern.


Dann natürlich das Thema Bett. Oft stehen im Schlafzimmer klassische Ehebetten, die sehr niedrig sind. Da ist die Frage: Wie kommt der Kunde leichter aus dem Bett heraus? Hier bietet es sich an, auf ein Pflegebett umzusteigen. Das Gute ist, dass es seit ein paar Jahren spezielle Einlegerahmen gibt. Der Kunde kann den gewohnten Bettrahmen nutzen, hat aber alle Vorteile des elektronisch verstellbaren Rahmens.


SAM: Was ist das Ziel der Wohnumfeldberatung?


Deiana: Unser Ziel ist, dass die Kundin oder der Kunde so lange wie möglich in der gewohnten Umgebung bleiben kann. Die Wohnumfeldberatung ist dabei der erste Schritt, der künftige Entwicklungen schon miteinschließt. Denn auch den Angehörigen oder einem Pflegedienst ist mit verschiedenen Hilfsmitteln geholfen. Wenn Sie zum Beispiel drei bis fünf Mal am Tag jemanden aus dem Bett transferieren, das ist sehr fordernd ohne Unterstützung.


SAM: Wie geht es nach einer Wohnumfeldberatung weiter?


Deiana: Die Wohnumfeldberatung, die etwa eine Woche vorher terminiert werden sollte, dauert im Allgemeinen zwischen 30 und 60 Minuten. Wir erstellen vor Ort ein Besuchsprotokoll. Wir fragen auch direkt, über welche Krankenkasse das Ganze laufen soll. Dann klären wir, was abgerechnet werden kann. Mit diesem Protokoll kann die Kundin oder der Kunde zum Arzt gehen und sich eine ärztliche Verordnung ausstellen lassen. Wenn etwas nicht über die Kasse laufen kann, macht oft eine private Investition Sinn. Für ein sorgenfreieres Leben.


SAM: Herzlichen Dank für das Gespräch!

 


 

Pflegehilfsmittel und Zuschuss beantragen


In der Regel sind Hilfsmittelversorgungen genehmigungspflichtig. Deshalb reicht das beauftragte Sanitätshaus zunächst einen Kostenvoranschlag bei der Krankenkasse ein. Grundlage dessen ist ein Rezept der behandelnden Ärztin oder des behandelnden Arztes. Sie oder er entscheidet anhand der Diagnose, welche Hilfsmittel notwendig sind. Stimmt die Krankenkasse der Übernahme der Hilfsmittelversorgung zu, wird der Bewilligungsbescheid direkt an das Sanitätshaus weitergeleitet. Die Versorgung wird nun so schnell wie möglich durchgeführt, um die Patientin oder den Patienten zügig den Alltag zu erleichtern.


Was zahlt die Pflegekasse?


Falls ein Pflegegrad www.sani-aktuell.de/pflegegradrechner vorliegt, können Sie bei der Pflegekasse einen Zuschuss für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen und Umbauten beantragen. Je nach Schwere der Pflegebedürftigkeit, bekommen Sie einen Zuschuss von bis zu 4.000 Euro. Ziel solcher Maßnahmen ist es auch, eine Überforderung der Pflegepersonen zu verhindern. Wohnen mehrere Anspruchsberechtigte zusammen, kann der Zuschuss bis zu viermal 4.000 Euro, also bis zu 16.000 Euro, betragen. Einen Zuschuss gibt es für Maßnahmen, die mit wesentlichen Eingriffen in die Bausubstanz verbunden sein können, wie zum Beispiel Türverbreiterungen oder fest installierte Rampen und Treppenlifter, aber auch für den pflegegerechten Umbau des Badezimmers. Außerdem wird der Ein- und Umbau von Mobiliar, das entsprechend den Erfordernissen der Pflegesituation individuell hergestellt oder umgebaut werden muss, finanziell unterstützt. Ein Zuschuss zur Wohnungsanpassung kann auch ein zweites Mal gewährt werden, wenn die Pflegesituation sich so verändert hat, dass erneute Maßnahmen nötig werden.

 


 


Dieser Beitrag erschien erstmalig im Sanitätshaus Aktuell Magazin, Ausgabe 03|2022